Geschichte des OV Mauren
Die Meilensteine
Von der Vereinsgründung bis zum 45-jährigen Jubiläum
Am 6. Dezember 1963 trafen sich Walter Schreiber, Adolf Marxer, Beat Marxer, Willi Meier, Andi Marxer, Gerhard Kieber, Anton Good und Josef Haas im Café Freiendorf in Mauren mit der Absicht, den Ornithologischen Verein Mauren (OVM) zu gründen. Anhaltende Unstimmigkeiten, welche innerhalb des Ornithologischen Vereins Liechtensteiner Unterland (OVLU) herrschten, waren hierfür der Grund. Durch eine Vereinsgründung erhofften sich die Ornithologen aus Mauren bessere Bedingungen. Die Gespräche im Restaurant Freiendorf verliefen sehr produktiv, und man wurde sich schnell einig. Der OVM wurde noch am gleichen Tag aus der Taufe gehoben. Als erster Vereinspräsident wurde Walter Schreiber gewählt.
Zweck und Ziel des Vereins
Getreu dem Vereinsziel fördert der Ornithologische Verein Mauren seither erfolgreich die Vogelkunde, den Schutz und die Pflege frei lebender und „gefangener“ Vögel sowie die Kaninchen-, Tauben- und Geflügelzucht. Gleichzeitig setzt sich der OVM für den Schutz und die Pflege der von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Naturschutzgebiete ein. Weiters wurde im Gründungsprotokoll festgehalten, dass die Vereinsziele unter anderem auch durch einen umfassenden Umweltschutz auf ökologischer Basis im Sinne der Raumplanung angestrebt werden.
OVM entpuppt sich als aktiver Verein
Schon kurz nach der Gründung des Vereins wurden diverse Aktivitäten umgesetzt. Es wurden Ausstellungen und Exkursionen durchgeführt. Züchter und Vogelschützer konnten sich an Kursen sowie Vorträgen weiterbilden und im Weiteren wurde ein Futterdepot eingerichtet. Als Vereinshaus diente zunächst das Jünglingshaus am Weiherring, das wegen einem Neubau aber schon bald wieder geräumt werden musste. Das ganze Material wurde daraufhin in den Stall beim Restaurant Hirschen gezügelt. 1972 stellte die Gemeinde Mauren die Kellerräume im Kindergarten Wegacker zur Verfügung, die vom Verein bis zum endgültigen Umzug in die Birka im Juni 1984 genutzt wurden.
Lange Verhandlungen bis zur festen Heimat
Bevor der OVM in der Naherholungsanlage Birka seine definitive Heimat fand, musste die Vereinsführung einige Verhandlungen führen. Im Juli 1971 fand eine erste Besichtigung des Gebiets „Käferzipfel“ in der Birka statt. Der „Käferzipfel“ war ein Grundstück in der Birka, das zur Ablagerung von gesammelten Maikäfern und verendeten Tieren genutzt wurde. Für die OVM-Verantwortlichen war dieser Standort aber zu klein und nicht ideal für die gesetzten Vereinsziele. Ihr Interesse galt zwei Grundstücken (in Privatbesitz) nordöstlich des „Käferzipfels“. Nach weiteren Gesprächen war die Gemeinde Mauren bereit, diese Parzellen (Nr. 233 und 234) von den entsprechenden Privatbesitzern zu kaufen. Die Kaufverhandlungen mussten aber vom Verein selbst geführt werden. Nach langen Verhandlungen und Dank dem Verhandlungsgeschick der Vereinsmitglieder konnten die Grundstücksbesitzer Eduard Kieber und Edwin Meier zum Verkauf der Grundstücke an die Gemeinde Mauren bewegt werden. Im Juni 1971 stimmte der Gemeinderat dem Erwerb zu und übertrug dem Ornithologischen Verein Mauren die Hege und Pflege dieses Gebiets.
Über 200 Stunden Aufräumarbeit
Es bedurfte über 200 Stunden Fronarbeit, um dieses Grundstück, das von der Bevölkerung hie und da als Mülldeponie genutzt wurde, von Unrat zu befreien. Erst danach konnte die eigentliche Arbeit des OVM beginnen.
Es folgten zahlreiche Ausstellungen wobei folgende Eckdaten eine gesonderte Erwähnung verdienen:
Im Frühjahr 1972 konnte ein Weiherbiotop fertig gestellt werden.
Am 19. April 1974 wurde die erste Voliere für Ziergeflügel ihrer Bestimmung übergeben.
Im März 1982 erfolgte der Spatenstich zum Mehrzweckgebäude Birka (Vereinshaus).
Am 1. Juni 1983 erhielt der OVM darüber hinaus den erweiterten Reserveteil (Wisanels, bei den Küferlis-Löchern) zugesprochen.
Somit konnte nach einer Bauphase von zwei Jahren am 1. Juli 1984 das Vereinsgebäude mit der Gesamtanlage offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben werden.
Quelle: Jubiläumsbröschure 45 Jahre Ornithologischer Verein Mauren
Spuren des OVM in der Maurer Rietlandschaft
Im Naturschutzjahr 1970 kamen Mitglieder des erst sieben Jahre alten Ornithologischen Vereins mit Vertretern der Gemeinde zusammen, um über konkrete Schritte zu beraten. Der „Käferzipfel“ war der letzte Rest des ursprünglichen Maurer Riets, mit Birken und Weiden bewachsen und von Wassertümpeln aus alten Torfstichen durchsetzt. Daneben aber war dieser Ort auch der Abfalleimer für alle möglichen Dinge. Wie „Wabels Johann“ (Johann Wohlwend) berichtete, hatte hier Emil Meier aus dem Steinbös seinen Torfstich. Das Gebiet gehörte grösstenteils der Gemeinde. Der Torf war „flaumig“ und von minderer Qualität, er besass weniger Heizwert. Hier lag auch der Tierfriedhof für die durch Milzbrand verendeten Kühe. Vor allem wurden aber bis Ende der 1940er-Jahre Maikäfer vergraben.
Angefangen hat alles mit dem „Käferzipfel“
Ich erinnere mich noch gut, wie wir als Buben früh morgens an Waldrändern und in Obstgärten auf Maikäferfang gingen. Ergiebig waren dabei junge Eichen- und Zwetschgenbäume.
Die von der Morgenkälte erstarrten Käfer schüttelten wir in grosse Plachen (Tücher) und füllten sie in Jutesäcke ab. Es galt den Pflichtanteil, zirka fünf „Messli“ (5 Liter) bis eine Gelte (50 Liter) pro Haushalt, abzuliefern. Für das Übermass bekamen wir Buben zirka 25 Rappen pro Messli. Beim Käferzipfel in der Birka wurden sie dann in heisses Wasser gekippt und so getötet. Dann vergrub man die stinkende, dunkelbraune Masse in der Umgebung.
Später wurden auch Kadaver von Schweinen, Schafen und anderen Tieren vergraben, und es wurden sogar Haushaltsgeräte sowie diverser Unrat hinter die Büsche geworfen. Dem sollte nun unter Vorsteher Egon Meier, Forstmeister Eugen Bühler und Mitgliedern des OVM Einhalt geboten werden. Dank dem Verständnis der Bodeneigentümer und dem Entgegenkommen der Behörden konnte nach und nach das Naturreservat und das Vogelparadies Birka geschaffen werden. Das gesteckte Ziel lautete: Erhaltung naturnaher Landschaften, Schaffung neuer Feuchtbiotope und Angebot von Naherhohlungsraum für die Bevölkerung.
Erster Weiherbau in der Birka
Auf Initiative des leider früh verstorbenen Vereinsmitglieds Adolf Marxer, Binza, erhielt der OVM am 1. Juli 1981 von der Brünette-Stiftung die Zusage von 18‘000 Franken, um einen künstlichen Weiher anzulegen und ein Naturschutzgebiet zu verwirklichen. Regierung und Gemeinde griff en tüchtig unter die Arme, so dass im Februar 1982 ca. 3800 m3 Aushub und über 1300 m2 Wasserfläche verwirklicht werden konnten. Ab diesem Jahr wurde dem OVM die Betreuung aller bestehenden sowie der künftigen Naturschutzgebiete und Reservate übertragen.
Lehrreicher Rundgang
Für interessierte Birka-Besucher aus nah und fern wurden im Verlaufe der Zeit verschiedene Hinweistafeln aufgestellt, welche die Pflanzen und Tiere beschreiben. Eine umfangreiche Stopfpräparate-Sammlung im Vereinsgebäude zeigt Tiere aus der näheren Umgebung und dient als wertvolle Bestimmungshilfe für Tierbeobachter jeden Alters.
„Ehrfurcht vor dem Leben“
Ein berühmter Besucher, Professor Dr. H. Hediger, Direktor des Zürcher Zoos, schrieb in seinen Bemerkungen zur Besichtigung des Reservates Birka im Juni 1983: „Man kann sich vielleicht fragen, ob es überhaupt Sinn macht, sich in Europa, in Liechtenstein und in der Schweiz mit einem einzelnen Biotop, einem Tümpel oder Feldgehölz zu beschäftigen. Ich bin von der Wichtigkeit solcher Kleinarbeit überzeugt, denn es geht dabei nicht nur um die Rettung einiger Pflanzen, Frösche oder Vögel oder um die Schaffung einer Idylle für ein paar Naturschwärmer. Es geht dabei nach meiner Überzeugung auch noch um etwas viel Wichtigeres, nämlich darum, unserer Jugend vor Augen zu halten, dass es nicht nur die Technik und ihre Errungenschaften zu bewundern gilt, sondern auch die Natur und ihre Geschöpfe.“ Albert Schweitzer seinerseits fasste diese Botschaft treffend zusammen, indem er sagte: „Es geht um die Ehrfurcht vor dem Leben“.
Erfolge blieben nicht aus
Schon bald hörte man wieder das schrille Quaken des Laubfrosches, der in dieser Region sein südlichstes Vorkommen im Rheintal hatte. Heute – im Jahre 2008 – ist er wahrscheinlich bereits wieder ausgestorben. Seltene Wasservögel konnten in der Birka als Durchzügler oder sogar brütend beobachtet werden, wie der Nachtreiher, der Zwergtaucher, das Teichhuhn, der Eisvogel und andere. Auch interessante Pflanzen und Pilze gediehen, so beispielsweise das grosse Fettkraut, die gelbe Schwertlilie, zahlreiche vom OVM gesetzte Wildobstbäume, im Weiteren der Maronenröhrling, der Kartoffelbovist, das Judasohr sowie der Mairitterling.
Wisanels und Schwertlilienfeld im Schmelzhof
Im Wisanels galt es, den letzten Teil der zugefüllten Torfstiche östlich der Esche vor der lntensivlandwirtschaft zu bewahren und zu renaturieren. Mit einem Grundwasserweiher in den Streuefeldern wurde ein neues Feuchtbiotop realisiert. Dieses Areal zählt heute wohl zu den biologisch wertvollsten Objekten. Dichtes Gebüsch aus verschiedenen Weidearten, Schneeball, Haselstrauch, Weissdorn, Holunder, Schwarzdorn und anderen bietet Schutz und Brutplätze für viele Tiere. Erhalten werden konnte auch als letzter „Ilge-Standort“ das Schwertlilienfeld im Schmelzhof.
Ein neu ausgeschiedener Pufferstreifen und gelegentliche Pflegeeingriffe waren wirksam, um den letzten Schwertlilienbestand im Riet zu erhalten und zu vermehren.
Grundwasserteich im Undermahd
Ein weiteres Projekt war die Erhaltung und Erweiterung eines naturnahen Gebietes im Undermahd, an der Rietgrenze zu Eschen, westlich des Sportzentrums. Wie Johann Wohlwend erzählte, war hier früher ein grosser Torfstich mit schwarzem Torf von recht gutem Heizwert. Fünf bis acht Torfhütten seien hier einst gestanden. Diese wurden bei der Rheinflut im Jahre 1927 samt und sonders weg gespült. Bei der Esche-Sanierung im Jahre 1942 legte Baumeister Ludwig Marock eine Rollbahn von der Esche bis zu diesen Löchern, um einen Teil des Aushubs hierher zu verfrachten. So waren wir recht erstaunt, als beim Ausgraben des neuen Froschweihers Sand und Lehmrückstände zum Vorschein kamen.
In diesem Zusammenhang konnte auch das Alter der beiden riesigen Felben (Weiss-Weide) an der Contina-Strasse bestimmt werden. Im Jahre1925 ersteigerte sich „Schmeds-Sepp“ auf einer Gant das Gehölz an der Riet-Strasse. Die Baumstümpfe haben wieder ausgeschlagen, und so waren die geschützten Felben (salix alba) im Jahre 2002 knappe 72 Jahre alt. Leider mussten sie wegen Überalterung und Bruchgefahr gefällt werden.
Nach längeren Verhandlungen mit den Eigentümern und der Gemeinde konnte im Undermahd ein Grundwasserteich ausgehoben werden. Seither haben die Amphibien vom „Jodaböhel“ bis zum Sportzentrum wieder dringend benötigte Laichmöglichkeiten.
Jagdfreies Maurer Riet
Äusserst positiv hat sich das langjährige Experiment „jagdfreie Zone Maurer Riet“ entwickelt. Seit Jahren wird eine Fläche von zirka 100 ha (1 km2) Rietfläche nicht mehr bejagt. Weder müssen Wasservögel vor der Flinte zittern, noch werden Hasen und Rehe durch Jagdhunde gehetzt. Die Natur hat sich gut eingespielt, sodass keine Tierart übermässig zugenommen hat oder eine andere verdrängt wurde. Die Füchse richten ihren Bestand nach dem Angebot der Mäuse; Raben sind Strichvögel, die mal mehr mal weniger häufig erscheinen. Allgemein stellt der Wanderer fest, dass die Tiere zutraulicher geworden sind.
Jährliche Schwalbennester-Aktionen
Ein besonderes Anliegen ist dem OVM seit Jahren der Erhalt bzw. die Erhöhung des Schwalben- und Mauerseglerbestandes im Dorf und in der Rietlandschaft. Mit einer jährlichen Kontrolle der bekannten Brutplätze kann eine aussagekräftige Statistik erstellt werden. Dabei erkennt man eine starke Abnahme der Haus- oder Mehlschwalben. Ein Grund mag die moderne Bauweise mit glatten Hauswänden sein, ein anderer fehlende Pfützen und Lehmstellen für den Nestbau.
Die Rauchschwalben, die vor allem in Ställen und offenen Räumen nisten, haben etwas zugenommen. Die einheimischen Landwirte fördern sie, da sie ihnen im Kampf gegen Mücken und Fliegen behilflich sind. Der Spruch „Nach Maria-Geburt, flügen Studenta un d‘ Schwalba furt“ erinnert an unsere frühere Verbundenheit.
Das Verschwinden einzelner Vogelarten im Maurer Riet kann durch regelmässige Beobachtungsgänge leider festgestellt werden. So sind die Feldlerchen und andere Bodenbrüter endgültig verschwunden. Greifvögel nehmen ebenfalls rapide ab. Der allseits bekannte Würger, für dessen Erlegung man früher 50 Rappen pro Stück von der Gemeinde erhielt, brütet seit 1998 nicht mehr im Maurer Riet. Dafür sind Raben, Häher und EIstern recht zahlreich vertreten, was zur falschen Annahme verleitet, die lautet: „Es gibt ja noch so viele Vögel im Riet.“
Ohne künstliche Nisthilfen wäre der Schwalbenbestand weit kleiner, da die heutige Bauweise keine günstigen Voraussetzungen für die „Behausungen“ der Schwalben schafft. Im vergangenen Jahr wurden von Seiten des OVM (Hanno Meier, Paul Wohlwend, Kevin Marte) unter Mithilfe der Feuerwehr (Max Bühler, Michael Biedermann, Marco Matt) insgesamt 110 Nisthilfen für Schwalben und Segler errichtet. Erfreulicherweise wurden 69 davon belegt, was einem Bruterfolg von 62 Prozent entsprach. Diese Schwalbennester-Aktionen wird der OVM auch in Zukunft pflegen.
Quelle: Jubiläumsbröschure 45 Jahre Ornithologischer Verein Mauren, Von Hanno Meier, ehemaliger Naturschutzobmann des OVM (†)